Fragen zum präzisen Schuss

Zur Technik des Langwaffenschiessens im Liegendanschlag

 

Hier ein Dialog aus "Waffen-Online", der für Langwaffenschützen sehr hilfreich ist:

 

Frage an das Forum:

Wo finde ich oder wer hat brauchbare Ideen zu den Fragestellung

- wie man effektiv trainiert, zwischen zwei Herzschlägen abzuziehen und

- wie man effektiv trainiert, möglichst immer den gleichen, optimalen Anschlag zu wählen (Handhaltung, wie stark man das Gewehr optimalerweise einzieht, wo der Auflagepunkt am Vorderschaft ist usw.)

 

Antwort eines Forumsmitglieds*:

Wenn du versuchst, jedes mal den exakt gleichen Anschlag einzunehmen, verkrampfst du hinter der Waffe und konzentrierst dich auf etwas, was völlig in den Hintergrund treten sollte. Geht ausserdem auch nicht, weil das nur auf einem Stand funktionieren würde.

 

Such dir einen bequemen Anschlag, z.B. liegend (gehe ich hier im PSG Forum von aus.) als Rechtshänder auf der linken Körperhälfte liegend, rechtes Knie leicht anziehen um Platz für die Atmung zu schaffen. In dem Anschlag solltest du locker eine Stunde liegen können, ohne zu verkrampfen oder starke Schmerzen zu bekommen. Die Waffe wird dann aufs Ziel gerichtet, wenn du das Fadenkreuz ausgerichtet hast, schliesst du die Augen, zählst bis 10 und machst die wieder auf. Danach darf das Fadenkreuz nicht aus dem Ziel gewandert sein, sondern immer noch dahin zeigen wie in dem Moment als du die Augen geschlossen hast. Dann hast du deinen Anschlag.

 

Viele Schützen machen den Fehler die Waffe ins Ziel zu heben oder zu drücken und dann genau in dem Moment abzuziehen wenn "das Ziel vorbeikommt". Das wird nichts, die Waffe muss von ganz allein ohne dein zutun im Ziel bleiben. (Egal welcher (liegend) Anschlag, Zweibein, liegend mit Trageriemen, BR Auflage, liegend mit Matchriemen). Das übst du solange bis du dich ganz von alleine richtig hinter die Waffe legst. Je mehr Erfahrung du hast, um so leichter fällt es dir, den natürlichen "Nullpunkt" zu finden.

 

Achja, wenn du den Anschlag eingenommen hast, bleibt der vom 1. Probeschuss bis zum letzten Wertungsschuss genau so wie er ist. Da wird nicht auf der Pritsche rumgehampelt, aufgestanden, rumgelaufen oder sonst was gemacht, die Waffe bleibt in der Schulter, die Ellenbogen da auf der Matte wo sie waren, wenn Bewegungsdrang da ist, kann man dem mit den Unterschenkeln nachgehen. Oder einzelne Muskelgruppen an- und entspannen. Wenn man zwischendrin aufsteht, kann man seine Munition gleich über die Brüstung werfen. Wenn was runterfällt bleibt das liegen.

 

Wenn der Anschlag passt, musst du so lange schiessen, bis du dabei so ruhig wirst, dass du deinen Herzschlag spürst, also deine einzelnen Herzschläge unterscheiden kannst. Ich ziehe* bewusst zwischen zwei Herzschlägen ab, komme aber mit dem Puls soweit runter das ich gefühlt(!) eine Sekunde Zeit dazwischen habe (habe ich natürlich nicht). Gemessen habe ich nie, aber das kommt mir voll konzentriert wie eine Ewigkeit vor. Den Punkt findest du irgendwann selbst, Trockentraining hilft, einfach mal eine Stunde hinter das Gewehr legen, ein Ziel ins Visier nehmen und beobachten was dein Körper macht, in dich hineinhören. Die Atmung beachten, ruhig, gleichmässig und so flach, das sich die Waffe beim atmen nicht oder nur minimal bewegt, aber immer noch so viel das der Puls nicht hochgeht. (*ich schiesse ca. 100g Direktabzüge, die ich zu 3/4 belaste um im entscheidenden Moment nur noch minimal Kraft ausüben zu müssen.)

 

Das hört sich jetzt alles furchtbar kompliziert an, aber den groben Ablauf und Anschlag habe ich anderen Schützen schon in 3 Trainingseinheiten von 20 Minuten beigebracht. Mit Trainer geht das viel einfacher als alleine. Nur die Feinheiten muss sich jeder selbst ausarbeiten.

 

Ich schreibe dir morgen noch (m)eine geistige Checkliste auf, die ich vor dem Durchgang durchgehe.

(M)eine geistige Checkliste vor dem Schiessen:

 

Stunde vorher kein Koffein, also keine Cola, keinen Kaffee, Kaugummi in den Mund und ein bis zwei Zuckerbonbons in Hosentasche.

Ggf. eine Kleinigkeit essen. Mitten im Durchgang Hunger zu bekommen ist doof.

Blase leer?

Alle Taschen auf der linken Seite leer? (Blöd wenn man eine Stunde auf einem Feuerzeug liegt. )

Alles zur Pritsche hinschleppen was man braucht

Nochmal durchdenken

Gewehr

Munition

Startkarte

Zweibein/Auflage

Gehörschutz

... beliebig erweiterbar

 

Matte/Unterlage ausrichten

Gewehr aufbauen und auf der Pritsche ausrichten (90° Winkel zur Scheibe, 2m hinter die Pritsche gehen und drüberschauen)

Schafteinstellung prüfen (Backe/Kappe/Zweibein)

Alles benötigte Zubehör in Reichweite legen, Armbanduhr abnehmen

Hinter das Gewehr legen und den Anschlag suchen wie oben beschrieben (der Winkel zur Scheibe der Waffe sollte beibehalten werden, ein klein wenig schräg macht beim ZF nichts, Diopter so grade wie möglich.)

Paralaxe-/Schärfe-/Höhen-/Seiteneinstellung überprüfen

Anschlag erneut überprüfen

 

Fertig zum Probeschiessen

Wenn beim 1. Schuss etwas nicht stimmt, kann man noch nachkorrigieren, passt alles, nur noch so wenig wie möglich bewegen.

 

Wie gesagt, ich lasse die Waffe in der Schulter und die linke, stützende Hand unter dem Hinterschaft bewege ich auch nicht mehr. Idealerweise bleibt auch die Wange an der Schaftbacke, Munition nehmen und laden geht auch ohne hinzuschauen. Dabei aber nicht die ganze Zeit durchs ZF gucken, das strengt zu viel an, die Augen wandern lassen oder schliessen. Zwischen den Serien wenn der Scheibenwechsel sehr lange dauert, lege ich den Kopf hin und wieder auf den linken Unterarm, Augen zu, entspannen, aber nicht einschlafen.

 

Der gesamte Bewegungsablauf nach dem einnehmen des Anschlags bis zum Schuss sollte so ruhig von statten gehen, das man eine Patrone auf den Höhenverstellturm des ZF stellen kann ohne das die runterfällt.

 

 Das beschriebene ist natürlich der Idealfall (für mich), gelingt nicht jeden Tag, im Wettkampf schon gar nicht und muss nicht für andere Schützen gelten, da hat jeder seine Methoden selbst zu finden.

 

* Name des Autors ist uns bekannt, ist mit Veröffentlichung auf dieser Website einverstanden (Danke nochmal!)